Annette Kerckhoff: Mikrolatinum for medical jobs
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Das Latinum war einst zwingende Voraussetzung zum Medizinstudium – aber muss man wirklich Caesars “Gallia est omnia divisa in partes tres...“ zitieren können, bevor man sich mit dem Skalpell in den Kampf um die Gesundheit des Patienten stürzt?Mit Terminologiekursen, quasi einem „Minilatinum“, scheint heutzutage die fehlende humanistische Bildung für Jedermann nachholbar. Die Besonderheiten der antiken Sprachen – ihre präzise Korrektheit, pragmatische Kürze und elegante Kombinationsmöglichkeit– erschließen sich beim simplen Vokabelpauken jedochmeistens nicht. Zwischen dem Abortus imminens und A. incipiens liegen in der Praxis jedoch Welten, und wer über „Antibiotikas“ und „Campusse“ schwadroniert, wirkt nicht gebildet, sondern nur eingebildet. Die Fachjournalistin Annette Kerckhoff hat es sich zur Aufgabe gemacht,mit ihrem „Mikrolatinum für Heilberufe“ nicht nur Grammatik und Wortkunde auf kurzweilige Art zu vermitteln, sondern dem über den Tellerrand Blickenden auch etwas vom Wesen des Lateinischen, teilweise auch des Griechischen, mitzugeben. So ist es ihr gelungen, aus dem ursprünglichen Terminologieskript einer Heilpraktikerschule diese vergnügliche Lektüre im Kitteltaschenformat weiterzuentwickeln, die in nunmehr dritter Auflage erschienen ist. Sie wendet sich ausdrücklich nicht nur an Studierende der Medizin, sondern an die breite Palette der Heilberufe – alle diejenigen, die im Rahmen der kollegialen Zusammenarbeit auch Überweisungsdiagnosen, Befundberichte und Arztbriefe lesen und verstehenmöchten. Viele empfinden Latein als „trockene“ oder „tote“ Sprache, die schwer zu erlernen ist; andere denken mit Schaudern an langweilige Schulstunden zurück und halten die Terminologie für eine überflüssige Schikane: Genau hier setzt Annette Kerkhoff mit ihrer „Einführung“ an. Sie möchte weder die umfassende Systematik eines Lehrbuches bieten noch die alphabetische Auflistung medizinischer Begriffe – siemöchte Begeisterungwecken für eine Sprache, die auch heute noch ihren Stellenwert hat –mit voller Berechtigung, wie die Autorin überzeugend darlegt. Im ersten Teil werden an gut verständlichen Beispielen zunächst einige Grundbegriffe der Grammatik erläutert, während im zweiten Teil anhand der Organe und Organsysteme des Körpers das fachspezifische Vokabular dargestellt wird. Leicht und gut lesbar führt die Autorin den jeweiligen Begriff durch aktuelle Bezüge ein, die Einem verdeutlichen, wie dieses Wort bereits in unsere Alltagssprache Eingang gefunden hat (z.B. inter= zwischen – Intercity, international, Interesse). Danach geht sie zur Fachsprache über, und plötzlich sind Worte wie Interzellulärraum oder Interdigitalmykose leichter zu verstehen. Bei der Erläuterung des Suffixes „–itis“ zählt sie 25 verschiedene Entzündungsbegriffe auf und erreicht dadurch auf jeden Fall ihr Ziel: Zumindest einen dieser Begriffe hat wohl Jeder schon einmal gehört. So knüpft sie immer an Bekanntes an, um durch die Herleitung des Wortes den Wortstamm und mögliche Weiterverknüpfungen zu erläutern. Das Konzept geht auf: Das Ganze liest sich flüssig und kurzweilig, und am Ende kann Jeder sein Wissen an den wichtigsten 40 Begriffen noch einmal kurz testen. Ein Exkurs über Heilpflanzen wendet sich besonders an die Befürworter der Komplementärmedizin, und ein ausführliches Register rundet den Einstieg ab. Natürlich kann solch ein Buch im Kitteltaschenformat nicht allumfassend sein. Das war jedoch auch niemals die Intention der Autorin. Die Auswahl der 40 wichtigsten Begriffe erscheint mir etwas willkürlich (gastrgehört dazu, hepataber fehlt), und bei der nächsten Auflage sollten noch einige kleine Schnitzer ausgemerzt werden: Das „Metencephalon“ (S. 25) wird trotz den Ableitung von „meta-„ meistens zu „Mesencephalon“; die „Exzision“ wird auf S. 33 mit Au-schneidung übersetzt (wegen der Schmerzen?), und „Repetitio est mater studiorum“ auf S. 52 heißt eben nicht „Die Wiederholung ist die Mutter der Studierenden“. Wirklich vermisst habe ich einige Be-
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